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Informationskampagne der Pfalz Touristik: „Uffbasse! Für Rücksicht und Naturschutz“

„Uffbasse!-Kampagne – so werben wir für Rücksicht und Naturschutz hier bei uns in der Pfalz. Mit der nötigen Ernsthaftigkeit bei den Themen, die dies verlangen und vor allem einer ordentlichen Portion Humor und typisch Pfälzischer Willkommenskultur.”

Julian Völk, Projektleiter Radtourismus der Pfalz Touristik

Ausgangslage

In der Pfalz existieren verschiedene (potenzielle) Nutzungskonflikte, insbesondere im Wald und auf Wirtschaftswegen durch Weinberge und Felder, zwischen unterschiedlichen Anspruchsgruppen – u. a. MTB, Wandernde und Forst; Radfahrende, Bauern und Winzer; oder Camper, Waldbesuchende auf Parkplätzen und Rettungswegen. Diese Problemlagen sind (auch befeuert durch den erhöhten Besucherdruck während der Coronazeit 2020 und 2021) verstärkt worden oder zumindest verstärkt öffentlich wahrgenommen und auch medial aufgearbeitet worden. Dabei wurde deutlich, dass es in einigen Punkten keine gemeingültige Auffassung bzw. kein einhelliges Verständnis bereits gültiger Gesetzgebung gab und gibt und teilweise auch festgefahrene Ansichten aus der jeweils individuellen bzw. nutzergruppenspezifischen Sichtweise aufeinandertrafen. Zudem wurde auch das Thema Naturschutz u. a. mit Blick auf Waldbrandgefahr, das Wegegebot, das generelle Wildcampingverbot und die Zunahme von Müll in der Natur präsenter.

Ziel der Maßnahme

Mit der Uffbasse!-Kampagne wurden diese Konfliktfelder und Probleme von der Pfalz Touristik, als regionale Destinationsmanagementorganisation der Pfalz, proaktiv angegangen, ohne erhobenen Zeigefinger aufbereitet und die Lösungen sollten einer breiten Masse der einheimischen Bevölkerung sowie der Gäste in der Pfalz zugänglich gemacht werden. Ergebnis waren als Gebote und mit einem Augenzwinkern formulierte Kernbotschaften, die auch visuell u. a. in Form des Uffbasse-Wimmelbildes umgesetzt wurden.

Umsetzung der Maßnahme

Planung

Zu Projektbeginn gab es mehrere Abstimmungsrunden am „Runden Tisch“, die durch einen externen Berater professionell moderiert und betreut wurden. In der Lenkungsgruppe saßen Vertreter:innen der verschiedensten wichtigen Anspruchsgruppen und Interessensverbände aus Naturschutz, Sport, Politik, Forst, Bauern- und Winzerschaft und natürlich Tourismus. So konnte ein möglichst breites Spektrum an (gefühlten) Problemlagen, Wünschen und Handlungsbedarfen eingefangen werden. Im ersten Schritt wurden so die dringlichsten und sensibelsten Themenfelder identifiziert, sortiert und daraufhin ganz konkret und mit möglichst breitem Konsens bei den Lösungsansätzen/Handlungsempfehlungen, für die Kommunikation nach außen aufbereitet.

Umsetzung

Trotz der teils stark unterschiedlichen Agenden der sich aktiv am Prozess beteiligenden Anspruchsgruppen konnte ein hohes Maß an verbindlichen, gemeinsamen Werten und Botschaften gefunden werden. Die klare Formulierung dieser Werte und Botschaften war eine sehr solide Ausgangslage für darauf aufbauende Maßnahmen – wie das Wimmelbild oder die Uffbasse-Videos. Die Kampagne lebt davon, ständig weiterentwickelt zu werden und immer wieder ins Bewusstsein gerufen zu werden. Deshalb sind wir stetig dabei, weitere Kommunikationsmöglichkeiten zu suchen und zu nutzen.

Beteiligte

  • Tourismusorganisationen – Pfalz Touristik und lokale Ebene
  • Naturschutz – Biosphärenreservat Pfälzerwald, BUND, NABU, Naturfreunde
  • MTB – Mountainbikepark Pfälzerwald, DIMB, Pfalzbiker
  • Landwirtschaft – Bauern- und Winzerverband, Landwirtschaftskammer RLP
  • Forst – Landesforsten, waldbesitzende Gemeinden
  • Rad – ADFC, Landesbetrieb Mobilität
  • sowie weitere (zum Teil bereits genannte) Beteiligte

Fazit

Wir haben gelernt, dass

  • insbesondere mit dem kreativen, visuellen Ansatz (Uffbasse-Videoclips mit Pfälzer Comedian, Wimmelbild) die Kampagne an Aufmerksamkeit und Zuspruch gewinnen konnte. Hierdurch wurden die Botschaften greifbar und die Menschen haben sich weniger angegriffen/bevormundet sondern eher abgeholt und eingeladen zum mit-Verändern gefühlt
  • besonders der Bezug zur Pfalz (Dialekt im Slogan, in den Videos und typisch Pfälzische Easter Eggs im Wimmelbild ) bei Einheimischen und Gästen sehr gut ankommt

Wir haben unterschätzt, dass

  • gut Ding Weile haben will. Ein ausgereiftes und gegenüber kritischen Rückmeldungen möglichst standhaftes, da breit abgestimmtes Kommunikationskonzept, bedeutet viele intensive Abstimmungsrunden und klare, geschärfte Botschaften

Hinweisschilder, Verbote und Warnungen gibt es wie Bäume im Pfälzerwald. Es gibt äußerst sensible Themenfelder, wie z. B. Waldbrandgefahr (die immer akuter wird) oder die Sicherheit auf gemeinsam genutzten Wegen. Hier ist eine klare und auch mal ernstere Ansprache berechtigt. Bei einigen Themen lohnt es sich aber, die Menschen mit empathischen Botschaften und Bildern sowie einer guten Portion (regionaltypischem) Humor abzuholen. Mit Appellen in Textform wäre das in unserem Projekt sicher nicht in einem solchen Maß gelungen.

Kontakt

Julian Völk
Projektleiter Radtourismus
Pfalz Touristik e. V.
Martin-Luther-Str. 69
67433 Neustadt an der Weinstraße
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