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NAT:KIT Projekthintergrund

Das NAT:KIT ist aus einem Verbändeförderungsprojekt des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) hervorgegangen. Im Förderzeitraum von April 2021 bis Mai 2023 wurden in Kooperation mit drei deutschen Großschutzgebieten die Grundlagen für das Toolkit und die Wissensdatenbank zum Besuchermanagement auf NATKIT.org gelegt. Nachfolgend finden sich weitere Informationen zum Projektrahmen und der Projektmethodik.

NAT:KIT steht für „Kommunikations- und Interventions-Tools zur Lenkung von Radfahrenden (insb. MTB) in Schutzgebieten“.

Ausgangslage

Radfahren und Mountainbiken sind als Breitensport in der Mitte der Gesellschaft angekommen und erfreut sich mit inzwischen über 16,5 Millionen häufig und gelegentlich Mountainbikenden in Deutschland einer großen Beliebtheit.
Mit der Corona-Pandemie hat sich der Trend zum Radfahren in der Natur weiter verstärkt. Besonders in der Phase internationaler Reisebeschränkungen während der Corona-Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 erfuhren auch Schutzgebiete einen stark erhöhten Besucherdruck. An Sehenswürdigkeiten und beliebten Wegen kam es vermehrt zu Crowding-Effekten.

Radfahrende und andere Besuchende im Einklang mit dem jeweiligen Schutzgebietszweck zu lenken, ist durch die digitale Transformation gleichzeitig zu einer wachsenden Herausforderung geworden. Aufgrund der Gewöhnung an die ständige Verfügbarkeit aktueller Informationen sind die Ansprüche der Besuchenden von Schutzgebieten an die kommunikative Leistung der zuständigen Institutionen gewachsen. Unter Besuchenden hat eine Neuorientierung hin zu digitalen Karten- und Medienangeboten wie Google Maps, Komoot, Outdooractive sowie YouTube, Instagram und Co stattgefunden. Klassische Besuchermanagement-Maßnahmen wie analoge Karten, Flyer oder Tourismusinformationszentren haben hierdurch an Bedeutung verloren bzw. für die Nutzer:innen eine andere Funktion gewonnen.

Jedoch basieren die Routeninformationen in den populärsten GPS-Plattformen für Natur- und Aktivtourismus überwiegend aus Daten ihrer Nutzerinnen und Nutzer und stimmen nicht zwangsläufig mit dem offiziellen Routennetz des Schutzgebietes überein. Dies führt dazu, dass Erholungsuchende – häufig unwissentlich – in sensible Naturräume gelangen, deren Betreten und Befahren nicht gestattet oder aus naturschutzfachlichen Gründen nicht akzeptabel ist.

Administrationen von Schutzgebieten fehlt es oft an den notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen, um Wissen und Strukturen für effektive und zielgruppenorientierte Interventions- und Lenkungsmaßnahmen zu entwickeln.

Projektrahmen

Das Projekt NAT:KIT wurde über den Projektzeitraum April 2021 bis Mai 2023 gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV).

Zentraler Baustein der Projektmethodik war die praxisorientierte Ergebnisaufbereitung anhand der Informations- und Handlungsbedarfe deutscher Schutzgebiete. Mit dem Nationalpark Bayerischer Wald, dem Naturpark Ammergauer Alpen und dem Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald wurden drei Schutzgebiete mit individuellem Handlungsbedarf identifiziert und als Projektpartner gewonnen.
Bei der Auswahl der Projektgebiete wurde darauf geachtet, die unterschiedlichen Schutzkategorien, die unterschiedlichen Naturräume und die verschiedenen Urbanisierungsgrade der Gebiete abzubilden.

Das Ergebnis bilden zum einen ein digitaler Werkzeugkasten – Toolkit genannt – und zum anderen eine Wissensplattform für das Besuchermanagement von Radfahrenden in Schutzgebieten.

Kategorien des Besuchermanagements von Radfahren in Schutzgebieten (NAT:KIT), Quelle: Mountainbike Tourismusforum Deutschland e. V., 2023 - Fotos (UZS): Maksim-Shutov, unsplash; Dennis Stratmann, ProShooto.com; Mountainbike Tourismusforum Deutschland e. V.; Duet PandG, Shutterstock; Christoph Bayer, Tanne9; Headway, unsplash; Adem-Ay, unsplash

Ziele des Projektes

Ziel des NAT:KITs ist es, deutschen Schutzgebieten – unabhängig von ihren personellen und finanziellen Ressourcen – praxisorientierte Hilfestellungen zum zielgruppenspezifischen Besuchermanagement von Radfahrenden in Schutzgebieten zur Verfügung zu stellen und somit die Überlastungen sensibler Naturräume zu verhindern bzw. zu minimieren. Dafür wird die gesamte Breite des Besuchermanagements beleuchtet. Aufgrund erfolgreicher Praxisbeispiele erfahren digitale Lösungen und der Ansatz der Besucherlenkung durch Angebotsgestaltung besondere Aufmerksamkeit.

Das Toolkit kategorisiert, beschreibt und bewertet Besuchermanagement-Maßnahmen, mit denen Radfahrende zielgerichtet informiert und gelenkt werden können. Hierdurch wird potenziellen Interessenkonflikten in Schutzgebieten vorgebeugt.

Mittel- bis langfristig soll durch die Aufnahme bzw. Verbesserung des Besuchermanagements von Radfahrenden das unautorisierte Betreten sensibler Schutzzonen vermindert und umwelt- und naturverträgliches Verhalten von Erholungsuchenden gefördert werden. Im Ergebnis erreicht das NAT:KIT durch eine optimierte Ansprache der Radfahrenden und Mountainbiker:innen sowie die spezialisierte und inhaltlich aufklärende Kommunikationsweise eine Stärkung des öffentlichen Bewusstseins für den Umwelt- und Naturschutz.

Für Radfahrende wird transparenter, wo das Biken in Schutzgebieten mit gutem Gewissen möglich ist.

Projektphasen

Das Projekt untergliederte sich in vier Projektphasen, die aufeinander aufbauten und dauerhaft durch Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung (5. Phase) begleitet wurden:

1. Phase: Nutzungsanalyse in den Projektgebieten (GPS-Plattformen und Wege)


  • Analyse der Topografie und Infrastruktur

  • Analyse von GPS-Plattformen und Tracks

  • Befragungen und Nutzermonitoring


2. Phase: Konzeption, Intervention und Entwurf des NAT:KITs

  • Auswertung aktueller Interventionsmaßnahmen in europäischen Schutzgebieten

  • Identifizierung und Aufbereitung von Good/Best Practices

  • Experteninterviews

  • Erarbeitung eines Katalogs Erfolg versprechender Interventionsmaßnahmen als Handreichung für die Verantwortlichen in den Projektgebieten

  • Erarbeitung einer Entwurfs-Version des NAT:KITs, inklusive User-Experience-Konzept und Gestaltung


3. Phase: Durchführung der Interventionsmaßnahmen in den Projektgebieten

  • Durchführung der Interventionen

  • Erfolgsmessung der Interventionsmaßnahmen im zweiten Projektjahr


4. Phase: Überarbeitung der Interventionen, Optimierung des Handbuches

  • Zusammenfassung der Projektmethodik und Ergebnisse, grafische Aufbereitung

  • Erarbeitung der finalen Version des NAT:KITs

  • Follow-up NAT:KIT-Nutzung durch Schutzgebietsadministrationen


5. Phase: Dauerhafte Öffentlichkeitsarbeit zum Projekt und Vernetzung der Stakeholder

  • Teilnahme an Fachkonferenzen und Arbeitskreisen

  • Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

  • gezielte Ansprache von Hochschulen und Studiengängen

Anwenderkreis

Das Projekt richtet sich an alle Akteur:innen, die das Radfahren in Schutzgebieten ermöglichen oder von seiner Ausübung beeinflusst werden:


  • Schutzgebietsverwaltungen und andere Verwaltungsformen von Schutzgebieten (Kommunen, Stiftungen, Vereine, Nichtregierungsorganisationen etc.)

  • Organisationen des Naturschutzes, der Forst- und Landwirtschaft sowie aus Sport und Erholung

  • Tourismusmanagementorganisationen und touristische Leistungsträger

  • private Landbesitzer:innen

  • Erholungsuchende, insbesondere Radfahrende aller Altersgruppen