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Mountainbike-Zielgruppen

Mountainbiken ist eine sehr vielfältige Sportart und Freizeitbeschäftigung. Ähnlich wie der Begriff Wintersport fasst Mountainbiken im Grunde verschiedene, teilweise recht unterschiedlich Form des Radfahrens zusammen.

Der Mountainbike-Monitor 2015 war die erste grundlegende Untersuchung zum Mountainbiken in Deutschland, die sich genauer mit den Zielgruppen im Mountainbiken aus einer touristischen Angebotsperspektive befasst hat. Hieraus ist eine Studienreihe entstanden, die in den etwa alle drei Jahre stattfindenden Erhebungen unterschiedliche Schwerpunkte setzt. Der MTB-Monitor 2018 konzentrierte sich auf die Identität der Bikenden und definierte erstmals für die Angebotsentwicklung relevante Zielgruppen, die nachfolgend erläutert werden. Die letzte Erhebung der Reihe fand 2021/22 statt und untersucht die infrastrukturellen Anforderungen der Zielgruppen.

Ergänzend zu den vier Zielgruppen Tour, Marathon/Cross-Country (MaXC), All Mountain/Enduro (AMEN) und Freeride/Downhill (FRoDHo) definiert der Mountainbike-Monitor eine Zielgruppe Null. Hiermit werden Personen beschrieben, die sich vom Biken – meist wegen seiner Naturerfahrung – angezogen fühlen, selbst aber (noch) keine aktiven Biker:innen sind.

Die Zielgruppensegmente wurden anhand von Motiven, infrastrukturellen Anforderungen und unter Beachtung eines relevanten Marktvolumens für die touristische Produktentwicklung geclustert. Hierbei ist zu beachten, dass sich Biker:innen in der Regel mehreren Segmenten zuordnen.

Die eher akrobatischen Bikeformen Dirt, BMX und Slopestyle wurden aufgrund ihrer vergleichsweise geringen Größe nicht betrachtet.

Die Zielgruppensegmente im Mountainbiken, Quelle: Mountainbike Tourismusforum Deutschland e. V., 2019

All Mountain/Enduro (AMEN)

Das Segment AMEN setzt sich aus den Bereichen All Mountain und Enduro zusammen. Das Segment steht für Fahrspaß und Abenteuer in der Natur. Es ist das größte Zielgruppensegment. Für circa 65 Prozent der Biker:innen ist es ihr Hauptsegment. Dabei spielt die Wegebeschaffenheit neben dem Erleben von Natur und Landschaft eine besonders wichtige Rolle. Die Zielgruppe findet sich in vielen Geländeformen zurecht, nutzt aber sehr gerne Singletrails und naturnahe Wege mit verschiedenartigen Untergründen. Hier sind anspruchsvolle Wege und abwechslungsreiche Trails von großer Bedeutung, für die fortgeschrittene Fahrtechnikfähigkeiten Voraussetzung sind. Der Fokus liegt meist auf Abfahrten. Für Auffahrten werden zudem leicht rollbare Wege sowie – wo verfügbar – gelegentlich auch Liftanlagen und Shuttlebusse genutzt. Spezifische Angebote für Radfahrende werden von der Zielgruppe gerne angenommen. Die umgebende Landschaft sollte abwechslungsreich sein und Ausblicke ermöglichen. Durch den Anspruch, vielfältige Umgebungen, Wege und Landschaften zu erleben, sind Alpen- und Mittelgebirgsregionen besonders beliebt. Der Wettkampfgedanke steht bei der Mehrheit der Zielgruppe im Hintergrund, während das gemeinsame Bike-Erlebnis von großer Bedeutung ist.

Tour

Im Segment Tour liegt der Fokus auf längeren Fahrten mit Augenmerk auf landschaftliche Highlights und Naturerlebnisse. Etwa 16 Prozent ordnen sich diesem Segment hauptsächlich zu. Die Biker:innen im Segment Tour haben das höchste Durchschnittsalter (45 Jahre
gegenüber 40 Jahren im Gesamtdurchschnitt) und einen vergleichsweise hohen Anteil an weiblichen Bikerinnen. Neben dem Erlebnis von Natur und Landschaft sind der Ausgleich zum Alltag und der Gesundheitsaspekt wichtige Motive für diese Zielgruppe. Im Vergleich
zu anderen Disziplinen spielt die Streckenbeschaffenheit, etwa das Vorhandensein von Trails und Pfaden, eine eher untergeordnete Rolle. Gute Wege ohne Überraschungen sind hier erwünscht. Für dieses Segment sind zudem attraktive Begleitangebote an der Route wichtig.

Marathon/Cross Country (MaXC)

Für das recht kleine Segment Marathon/Cross-Country (sieben Prozent aller Bikenden) sind sportliche Leistung und die Teilnahme an Wettkämpfen besonders wichtig. Das Ziel der Fahrenden ist dabei, möglichst lange und konditionell anspruchsvolle Strecken zu erleben. Die wichtigsten Anforderungen an Bike-Angebote beziehen sich hauptsächlich auf die Bereiche Naturerlebnis und abwechslungsreiche Mountainbike-Strecken. Ein Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu anderen Segmenten ist außerdem der Anspruch, die eigene Fitness zu verbessern. Entsprechend ist für diese Gruppe ein großes Streckennetz relevant, welches konditionell anspruchsvolle Routen einbindet.

Freeride/Downhill (FRoDHo)

Das Segment FRoDHo setzt sich aus den Bike-Disziplinen Freeride und Downhill zusammen. Beide verlangen technisch anspruchsvolles Fahrkönnen. Freeride und Downhill-Strecken zeichnen sich in der Regel durch sehr steile Abfahrten und große Hindernisse wie Sprünge,
Steinfelder und Drops aus. Die speziellen Abfahrten finden sich meist auf einem Vereinsgelände oder in einem Bikepark. Freeride- und Downhill-Fahrräder sind speziell auf diese technisch anspruchsvollen Abfahrten ausgerichtet. Bergauf wird das Bike in der Regel mit einer Aufstiegshilfe transportiert oder geschoben. Die Zielgruppe ist dabei vergleichsweise jung. Der Fokus liegt auf Fahrtechnik, Action und Gemeinschaftserlebnis.
Die Eingebundenheit in eine Bike-Szene ist in diesem Segment besonders stark. Im Vergleich zu AMEN und Tour hat dieses Segment mit knapp zwölf Prozent einen relativ geringen Marktanteil.